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"Ostkost vom Schlosskoch"

Multimediale Performance, Ribbeck 2009
mit Einwohnern des Dorfes Ribbeck, Meisterkoch Thore Redepenning und dem Team des Restaurants Schloss Ribbeck



DieZusammenführung von Ess-Traditionen aus DDR-Zeiten mit Speise-Moden der Gegenwart bildete den Rahmen für ein vielschichtiges Projekt, das in einer kunstvollen Taferlrunde im Schloss Ribbeck gipfelte.

Der Ribbecker Schlosskoch kreierte ein Menu aus Zutaten, die von Lebensmittelproduzenten aus dem Dorf (Hobbygärtnerin, Milchbauer und Schäfer) stammten. Diese drei Lieferanten sind zugleich die Protagonisten kurzer Filmporträts, die mit Ausschnitten aus drei bekannten DEFA-Filmen zu Filmcollagen zusammen geschnitten wurden: Erwin Geschonneck geht in Sequenzen aus Frank Beyers Klassiker „Karbid und Sauerampfer“ einen filmischen Dialog mit dem örtlichen Schäfer Helmut Biermann ein und entwickelt als Protagonist von Rolands Gräfs „Bankett für Achilles“ im Wechselspiel mit der Ribbecker Hobbygärtnerin Trudi Prietzel bizarre Visionen eines idealen Gemüsegartens. Ulrich Thein ist als „Anton der Zauberer“ das Alter Ego von Milchbauer Peter Kaim: während der DEFA-Filmheld am Unternehmertum und am Alkohol zugrunde geht, trinkt sich der Ribbecker Landwirt in seiner florierenden Milchwirtschaft an der dort produzierten Milch glücklich.
Die filmischen Inszenierungen waren zwischen den einzelnen Menu-Gängen zu sehen, ergänzt durch Live-Interviews von Moderator Tim Jäger, rbb-Reporter mit eigener DDR-Geschichte pendelte in rasanter Geschwindigkeit zwischen der Küche, die mit dem Saal per Videoschaltung verbunden war, und dem Veranstaltungssaal hin und her, um die Gäste der Tafelrunde, den Koch und die Lebensmittellieferanten ins Geschehen einzubeziehen.

Ihr gleichwertiges Gegenüber fand diese filmische Performance in dem mehrgängigen Menu von Schlosskoch Thore Redepenning. Der Menuzettel kündigte schwer-verdauliche „ostalgische“ Hausmannskost an: „Toast Hawaii;“ „Soljanka mit Goldbroiler“; „Kohlsuppe mit Blutwurst“; „Lamm-Schlachteplatte mit Letscho, brauner Tunke und Kroketten“; „Quarkkeulchen und Kürbis“; „Eierlikör im Schokobecher“. Was unter diesen Namen dann tatsächlich auf die Teller kam, war feinste moderne Kochkunst.

Auch in der Inszenierung des Raumes trafen verschiedene Realitäten aufeinander: der gutbürgerlichen Eleganz des neu renovierten Schloss-Ambientes wurde mit langen Tischen und Deko-Elementen, die an das Festessen in dem DEFA-Spielfilm „Bankett für Achilles“ erinnerten, und echten „Mitropa-Tellern“ eine rustikale, volkstümliche Speisesaal-Szenerie entgegen gesetzt.



letzte Änderung: 6.1.2014 13:49